Die Geschichte von Arthur, dem Straßenköter oder Wie Arthur Schweden erobert

Ich kann einfach nicht widerstehen und muss nun einfach die unglaubliche Geschichte von Arthur, dem Straßenköter aus Ecuador erzählen.

Wie alles begann.

Zwischen 9. und 17. November 2014 fand in Ecuador in Südamerika die Adventure Race WM statt. Laut der schwedischen Wikipedia sind Adventure Races so was wie der Rolls Royce der Multisportszene, so was wie ein Triathlon10. Bei der diesjährigen WM waren rund 700 km (!!!) laufend, radfahrend und paddelnd zu überwinden … mit Hilfe von Karten und GPS.

Ein Adventure Race Team besteht aus vier Personen, die so schnell als möglich die Strecke gemeinsam bezwingen müssen. Einige Teilstrecken sind dabei ohne Support, d.h. das Team hat nur einmal am Tag die Möglichkeit, sich mit Proviant und Ausrüstung einzudecken.

Das schwedische „Peak Performance“ Team bestehend aus Mikael Lindnord, Simon Niemi, Staffan Björklund und Karen Lundgren befand sich nach 4 ½ Tagen Wettkampf in einem kleinen Bergdorf in den Anden und war gerade dabei den Inhalt von Konservendosen zu verspeisen, als Mikael einen zerzausten Straßenköter aus dem Augenwinkeln sah. Mikael dachte sich, dass der Hund wohl hungrig sei, und warf ihm ein Köttbullar (Fleischbällchen) zu. Damit war die Sache für Mikael beendet… doch der Hund, mit einer großen blutigen Wunde am Rücken, hatte anderes im Sinn. Er entschied sich, das fünfte Mitglied im „Peak Performance“ Team zu sein und wich nicht mehr von deren Seite.

20 Stunden lang kämpften sich die vier Teammitglieder durch tiefen Schlamm und den fast undurchdringlichen Dschungel – mit dem Hund an ihrer Seite. Als sich das Team der nächsten Etappe, 70 km Paddeln näherte, war es Zeit Abschied von Arthur zu nehmen, wie der Hund in der Zwischenzeit getauft worden war. Die WM Funktionäre hatten erklärt, dass der Hund nicht mitgenommen werden konnte, und dieser Anweisung wurde von Mikael und seinem Team natürlich Folge geleistet. Nur Arthur war das egal.

Als das Team zu paddeln begann, stürzte sich Arthur wagemutig in die Fluten und schwamm dem Kanu hinterher. Also paddelte das WM Team zurück und hievte Arthur in das Kanu hinein. Und da lag er. „Rein technisch gesehen war es gar nicht so einfach mit einem so großen Hund auf den Knien zu paddeln“, erzählte Mikael. Hin und wieder sprang Arthur ins Wasser und schwamm dann ein Stück neben dem Kanu. Nass wie er dann war, begann er zu frieren und durfte sich mit Mikaels Jacke wärmen.

Am sechsten Tag kam das Team auf dem 12. Platz ins Ziel. Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem WM Teamkapitän und dem Straßenköter hatte da schon große Aufmerksamkeit in Ecuador geweckt.

„Er ist nicht wirklich schön aber er hat freundliche Augen. Er hat wohl schon ziemlich viel eingesteckt und braucht eine ordentliche Auffrischung, kann man sagen. Aber solche Begegnungen macht man im Leben nur selten. Ich kam nach Ecuador um WM Gold zu gewinnen. Stattdessen bekam ich einen neuen Kumpel. “ sagt Mikael.

Mikael war fest entschlossen alles zu tun, um Arthur mit nach Schweden nehmen zu können. „Ihn hier zu lassen, ist keine Alternative für mich. Es gibt einen Grund, dass Arthur sich uns angeschlossen hat. Es war Schicksal“ sagt Mikael. Doch die Gesetze für Tierimporte in Schweden sind recht streng. Der Hund musste erst von einem Veterinär in Ecuador gründlich untersucht und geimpft werden, bevor überhaupt erstmal daran gedacht werden konnte, Arthur in einen Flieger zu setzen. Danach müssen 120 Tage in Quarantäne verbracht werden. Dazu müssen umgerechnet rund 5000 Euro aufgebracht werden. Team Peak Performance rief auf Facebook zu Spenden für Arthur auf und innerhalb von zwei Tagen war die Hälfte des Betrages zusammengekommen. Peak Performance, ein schwedischer Sportbekleidungshersteller und Teamsponsor erklärte sich spontan bereit, die ausstehenden Kosten für den langen Prozess des Tierimportes zu übernehmen.

Somit stand nur noch die Untersuchung beim Tierarzt in Quite, der Hauptstadt Ecuadors, an. Arthurs Wunde am Rücken wurde versorgt, er wurde untersucht und geimpft… und vermutlich auch ordentlich gewaschen und gepflegt. 😉

Sogar der Sozialminister in Ecuador intervenierte am Ende schon, um Arthur die Einreise nach Schweden zu ermöglichen. 20 Minuten vor dem Abflug kam schließlich die allerletzte Genehmigung für Arthurs Einreise.

Für die Tierfreunde in Ecuador kam Arthurs Geschichte gerade recht denn Ecuador ist derzeit dabei, ein Tierschutzgesetz zu verabschieden. Bisher konnte man mit Tieren (leider) tun was man wollte, da sie von keinem Gesetz geschützt wurden. Das wird sich nun hoffentlich ändern!

Am 20. November 2014 um 19.00 Uhr, nach einer 20stündigen Reise, landete Schwedens wohl beliebtester und berühmtester Einwanderer am Arlanda Flugplatz, begrüßt von seinem neuen Frauli Helena und der zweijährigen Philippa sowie einer Masse an Menschen die Arthurs Geschichte in den Medien und auf Facebook verfolgt hatten. Natürlich waren auch Medienvertreter sehr zahlreich vertreten die das Peak Performance Team mit Fragen überhäuften und dem armen Arthur Foto- und Filmkameras vor die Nase hielten. Und Arthur, der die Zwischenlandung in einem Hundehotel in Amsterdam verbracht hatte, saß ruhig und geduldig da und stupste und schleckte Staffans Hand als dieser mal aufhörte ihn zu streicheln. Ich finde es echt erstaunlich mit welcher Gelassenheit dieser Hund all die Aufregung erträgt.

Arthur muss nun die nächsten 120 Tage in Quarantäne verbringen, wird aber natürlich von den Teammitgliedern und seiner neuen Familie besucht werden. Danach darf der 26 kg schwere und ca. 7 Jahre alte Arthur endlich nach Hause, zu Mikael, Helena und der kleinen Phillipa.

Das Team von Peak Performance – mit dem neuesten Teammitglied Arthur:

Arthur3 Arthur01

Die Bilder sind von (c) Krister Göransson und bevor man mich wegen der Veröffentlichung der Bilder (kopiert von Facebook – Team Peak Performance) hier verhaftet, gebt mir bitte Bescheid, dann lösche ich sie. 😉

Auf der Facebook Seite gibt es viele Fotos vom Team und von Arthur.

Doch auch die schwedischen Medien sind voll von Fotos und Videos, hier sind einige Links dazu :

Abenteuerhund Arthur in Schweden gelandet (Videos & Fotogalerie):
http://www.svt.se/nyheter/sverige/aventyrshunden-arthur-landade-i-sverige

Straßenhund Arthur ist gelandet (Video):
http://www.dn.se/webb-tv/klipp/nyheter/gathunden-arthur-har-landat/

Arthur ist auf schwedischem Boden gelandet (Video & Fotogalerie):
http://www.aftonbladet.se/nyheter/article19892102.ab

Straßenhund Arthur folgte dem WM-Team durch den Dschungel (Fotogalerie):
http://www.aftonbladet.se/nyheter/article19869193.ab

Straßenhund Arthur darf nach Schweden kommen (Fotogalerie vom Tierarztbesuch):
http://www.aftonbladet.se/nyheter/article19883881.ab

 

Dieser Beitrag wurde unter Dies und Das, Schweden abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Die Geschichte von Arthur, dem Straßenköter oder Wie Arthur Schweden erobert

  1. Anonymous schreibt:

    bestes Buch das ich je gelesen habe

    Like

  2. hildegardlewi schreibt:

    Da sag noch einer, in Schweden ist es ein langweiliges Leben. Alles Gute für die Zukunft 😀 😀

    Gefällt 1 Person

  3. leonieloewin schreibt:

    Berührende und spannenden Geschichte – danke. liebe Grüße Leonie

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar